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Was ist für Dich die Photographie?

Ich besaß schon als Kind eine Kamera. Sie gab mir damals die Möglichkeit, meine Umwelt auf sehr einfachem Niveau zu dokumentieren und die Menschen abzulichten, die mir wichtig waren. Heute wende ich die Photographie natürlich viel bewusster als Ausdrucksmittel an. Sie gibt mir die Möglichkeit, Gefühle zu visualisieren, andere daran teilhaben zu lassen, eine Verbindung herzustellen, Dinge fließen zu lassen...

Die photographische Auseinandersetzung mit mir selbst und den Menschen, denen ich begegne, hat mich gelehrt, viele Dinge anders zu sehen als, sie zu sein scheinen. Es ist sicher nicht übertrieben, wenn ich sage, dass Photographie meine Leidenschaft ist. Das beginnt schon beim Geräusch des Auslösens. Ich bin zwar kein Kamerafetischist, arbeite aber überwiegend mit einer Hasselblad, deren Einfachheit und Zuverlässigkeit ich sehr schätze. Ich bevorzuge das neutrale quadratische Format, da es weder die Dynamik des Hochformates, noch die Harmonie des Querformates impliziert und benutze, so weit es geht, nur eine Lichtquelle, um eine natürliche Lichtstimmung zu erreichen. Photographieren ist meine Art der Kommunikation mit der Außenwelt.

 

Wie photographierst Du, was brauchst Du dafür?

Bis zu einem gewissen Punkt plane ich meine Bilder im Voraus, um während der Aufnahmen die technische Seite hinter mir lassen zu können. So kann ich die wunderbaren Dinge besser wahrnehmen, die während einer Begegnung stattfinden. Ich arbeite am liebsten in meinem Atelier; da kann ich ungestört an einem Aufbau arbeiten und dabei Musik hören.

 

Wer sind Deine Modelle?

Für meine freie Arbeiten möchte ich keine professionellen Modelle, sondern Menschen, die weder vorbelastet noch einer antrainierten Körpersprache verfallen sind. Die meisten haben sich zuvor noch nie bewusst ablichten lassen. Unsere Wege kreuzen sich meist zum richtigen Zeitpunkt und die Bilder, die darausentstehen, lassen die zufällige Begegnung zur Notwendigkeit werden.

 

Findest Du zuerst die Modelle und dann kommt die Idee, oder umgekehrt?

Am Anfang ist ein Gefühl. Ich versuche, mit meinem „geistigen“ Auge dieses Gefühl in ein Bild umzuwandeln. Dann werden, anhand einfacher Skizzen, die Gestaltungsmittel festgelegt: Hintergrund / Location, Lichtbeschaffenheit, Lichtrichtung, Perspektive, Brennweite, Kameraformat, Filmmaterial, usw. Danach halte ich die Augen offen und suche die Person, die mir bei der Realisierung des Bildes behilflich ist. Dieser Prozess kann sehr schnell gehen, oder auch einige Wochen und Monate dauern. Es gibt durchaus Bilder, die bis heute nicht realisiert wurden... Es kommt aber auch vor, dass ich Personen begegne, die mich auf eine seltsame Art faszinieren. Ich versuche dann, zum Beispiel im Gespräch, sie kennenzulernen, um über den ersten Eindruck hinaus mehr über sie zu erfahren. Häufig haben mich solche Begegnungen zu ganzen Serien animiert.

 

Was war für dich ein besonderes Erlebnis, das Du beim Photographieren gehabt hast...

Mein Ziel bei den Aufnahmen ist es, das Model in kleinen Schritten zu dem Bild zu führen, das ich realisieren will. Wenn die Atmosphäre stimmt, das Model sich wohl fühlt und sich von seiner alltäglichen Rolle löst, um ganz bei sich selbst zu sein, tritt manchmal ein unerklärlicher Zustand ein. Die Situation scheint sich zu verselbstständigen, man vergisst das Hier und Jetzt, lässt sich treiben, folgt den Dingen, die passieren, ohne sie verstehen zu wollen, die Kommunikation wandeltsich, eine Synchronizität stellt sich ein... Dabei entstehen Bilder, die nicht geplant werden können, die meine Erwartungen weit hinter sich und sogar das im Voraus konzipierte Bild recht blass und kraftlos erscheinen lassen.

 

Bearbeitest Du deine Bilder am Computer?

Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich der Digitalen Photographie ziemlich skeptisch gegenüber stehe. Es gibt sicherlich Gebiete, in denen die Digitale Photographie den Arbeitsprozess enorm erleichtert, aber für mich hat es noch kein Bildkonzept erfordert und gerechtfertigt, Bilder digital zu bearbeiten.

 

Du bist Mediendesigner, in welchen Verhältnissen stehen deine Bilder zu Deinem Beruf?

Meistens ist das Ergebnis bei kommerziellen Aufträgen und Projekten eigentlich nur eine Summe aus Kompromissen, die den Zwängen der Marktwirtschaft unterliegen und somit nur bedingt eine persönliche Befriedigung mit sich bringen. Meine kommerzielle Tätigkeit als Photograph oder Mediendesigner dient eigentlich nur zur Finanzierung freier Projekte.

Vielen Dank für das Gespräch.

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